Wasser

„Es gibt kein Wasser. Scheißkerle. Wie ich dieses Land hasse“, sagt Ljuba am Morgen. Wasser meint heißes Wasser. Mitten in der Nacht wurde es abgestellt. Im Internet ist zu finden: „Der Pressesprecher des Bürgermeisters informiert: Wegen geplanter Sanierungsarbeiten an den Warmwasserleitungen wird das Warmwasser vom 20. Mai bis 2. Juni im Leniner Stadtbezirk abgestellt.“ Ljuba hat kein Internet und keinen Computer. Sie ruft ihre Stieftocher Julia an, die in der kommunalen Hausverwaltung arbeitet. Die sagt, sie habe gehört, das Wasser bleibe den ganzen Sommer bis zum Beginn der Heizperiode abgestellt.

Gestern sagte Julia, das Wasser werde doch wieder angestellt. Noch zwei Mal schlafen.

In anderen Wohnungen hängen für solche Situationen Boiler. Ljuba sagt, sie habe keinen Boiler, weil sie den Strom dafür nicht bezahlen kann. Sie duscht mit aufgewärmtem Wasser und einer Schöpfkelle. Am Abend steht jetzt immer ein großer Emailletopf auf dem Gasherd. Der Preis für ein Kubikmeter Warmwasser ist im vergangenen Jahr von 1,8 auf 23 Grivna gestiegen, sagt Ljuba. Die Gaspreise wurden im April um 380 Prozent erhöht. Strom kostete 22 Kopeten, jetzt kostet er 60 Kopeken und ab 100 Kw 1 Grivna.

Ljuba sagt „Rubel“, wenn sie von „Grivna“ spricht.

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